Wie Eric von Leutern zum ersten Ritter der Nacht ward

Es war ein kalter grauer Morgen, der Himmel war wolkenverhangen und Wehen von Schnee wurden vom Wind durch die Luft gewirbelt.
Der Reiter zügelte sein Schlachtroß, schob die Kapuze zurück und ließ den Blick über die Umgebung schweifen. Als er abstieg konnte man das Schlagen von Stahl auf Stahl hören. Jenes Geräusch, wie es schweres Rüstzeug verursacht; obwohl die Gestallt komplett in einen schwarz-weißen Wappenrock und Umhang eingehüllt war.
Er kniete sich auf ein Bein nieder und hob eine kleine Strohpuppe auf. Sie war geborsten und mit gefrorenem Blut getränkt. Ihre Besitzerin lag nur wenige Schritte weiter. Ein kleines blondes Mädchen. Auch sie lag erschlagen in ihrem Blute, ihr Körper gefroren. Er hüllte sie in seinen Umhang und nahm sie in die Arme. Bittere Tränen liefen seine Wangen hinunter.Das Geräusch von mehreren Reitern riß ihn aus seinen finsteren Gedanken. Sieghard, der treue Knappe sah auf seinen Herren hinunter und mußte einmal kräftig schlucken bevor er ein Wort sprechen konnte:
„Herr, schwer fällt es mir, aber ich muß euch berichten, daß niemand im Dorf das Gemetzel überlebt hat“
.Ohne aufzublicken antwortete er:
„Dann schlagt das Holz des Lebenshains und baut ein Totenfeuer; ihre Seelen sind in die ewige Stadt eingegangen.“
„Herr, ich … ich …“
„Ich weiß mein guter Sieghard, ich weiß.
„Aber wie können sie uns jedes mal entkommen? Wie ein schlüpfriger Aal gleiten sie uns durch die Finger.“
„Es sind Kreaturen der Finsternis, mein treuer Knappe, und so ist die Nacht ihr Verbündeter. Wenn wir uns zur Ruhe legen, ist für sie die Zeit der Jagd. Unserem Volke Schutz zu gewähren müßten wir in jedes Dorf einen Trupp Soldaten setzen und eine Palisade bauen. Doch selbst ohne den Krieg hätten wir nicht genug Mannen um dies zu bewerkstelligen und jetzt wo wir mit Zwingern härter im Zwist liegen als je zuvor hat der König mir nur mit Widerwillen diese 20 Streiter mitgegeben.“
„Aber warum einen Krieg führen wenn ein anderer, finsterer Feind im eigenen Land wütet?““Stell nicht Fragen zu denen es keine Antwort gibt. Die Fehde der großen Adelshäuser von Zwingern und Eichenhain ist sehr alt; blutig und verbissen geführt. Die Einziegen auf die man vielleicht hören würde sind die Patriarchen. Würden sie den Krieg und das Geschlachte verbieten, dann vielleicht …“
„Warum gebiete sie dem Kampfe dann nicht Einhalt?“
„Sie haben getan, was sie für angemessen hielten. Beide Könige haben sie empfangen und ihr Drängen auf eine friedliche Lösung gehört. Doch sie werden keinen Frieden befehlen. Das ist unser Zwist, wir müssen ihn beenden.“
„Aber mir wurde zugetragen, daß Defensoren der Gemeinschaft gegen Krieger aus Zwingern gekämpft haben!“
„Sie haben unschuldige Bauern, die vor den Armeen geflohen sind, verteidigt.““Aber so könnten sie doch …“
Lautes Rufen ließ die Beiden herumfahren. Die Männer hatten angefangen Holz zu schlagen und nun rief der Hauptmann der Garden sie zu sich:
„Herr, schaut euch an, was wir gefunden haben!“
Der Offizier führe die Beiden in das kleine Gehölz, das einst der Hain des Lebens dieses nun toten Dorfes gewesen war. Dort lagen, gräßlich anzusehen, zwei weitere Leichen. Das Mordwerk hatte bis hier gereicht. Einer der Männer muß ein hiesiger Dörfler gewesen sein, trug er doch das Gewand eines Köhlers. Einen Pfeil hatte seinem Leben ein Ende gesetzt, nicht jedoch ohne Rache zu nehmen. Sein Holzspalter ragte aus der Brust des anderen Kerls. Diesem, in schwarze Gewänder gehüllt und das Gesicht in einer Maske aus Zorn, Schmerz und Wahnsinn verzogen, war ein Zeichen auf die Stirn eingebrannt. Es zeigte eine durch ein Dreieck symbolisierte Feuerschalle, über der eine schwarze Flamme schwebte.
„Herr seht nur, das Zeichen!“ Sieghard hatte den Kopf des Entstellten angehoben.
„Ich sehe es, Sieghard. Das Flammensymbol ist ein Zeichen des Bösen. Kurator Johan hat mich vor diesem Symbol gewarnt.“
„Was hat er gesagt?“
„Daß die Patriarchen vermuten, daß hinter diesem Zeichen sich der wahre Feind verbirgt. Aber sicher sind sie sich auch noch nicht.“
„Kann das der Grund sein, warum die Krieger der Gemeinschaft durch die Lande ziehen und überall suchen?“
„Ich denke, du hast recht, sie werden nach den Ursachen forschen und so wie wir versuchen noch Schlimmeres zu verhindern. Nur das sie erfolgreicher sind als wir.“
„Herr es ist nicht eure Schuld, was könntet ihr noch mehr tun?“
„Ich weiß es nicht. Aber irgend etwas hätte ich tun müssen.“
Mit diesen Worten nahm er eine Axt zu Hand und fing an einen der Bäume zu fällen. Er gab Anweisungen die Totenfeuer zu bauen und das Symbol auf der Stirn des dunkeln Schergen abzumalen. Dann schickte er Späher aus, ließ das Lager aufschlagen und sendete einen Reiter in das nächste Dorf.
Er saß noch lange am Feuer und dachte nach bis auch ihn die Müdigkeit übermannte.

Die Feinde kamen über sie, und bis er genau wußte was geschehen, lag die Hälfe seiner Mannen schon niedergestreckt da. Plötzlich wurde ihm gewahr, daß ein schwarzgewandeter Unhold auf ihn zustürmte, die Axt schädelspaltend erhoben. Er riß einen glimmenden Scheit aus dem Feuer, zur Parade erhoben. Der Stecken zerbarst unter dem Hieb, doch konnte er das tödliche Axtblatt ablenken. Das Taumeln des Schurken ausnutzend, versenkte er sein Eßmesser in dessen Kehle, noch bevor dieser zu einem weiteren Schlag ausholen konnte.
„Herr, gebt acht! Sie kommen vom Waldesrand!“
Sein Blick fuhr in selbige Richtung die sein Knappe ihm gewiesen. Ein wildes Gesteche war entbrannt, zwischen seinen Männern und einem Feind, der aus einem Alptraum allein stammen konnte. Schwarzgewandete Gestalten, die kreischten und brüllten, wie vom Wahn ergriffen um sich schlagend. Lebende Tote, ihrer Ruhe beraubt und einem fremden Willen unterworfen; verdammt die Lebenden zu töten.
Er riß den Bidenhänder, der nächst zu seinem Sattelzeug gelegen, aus der Scheide und rief:“Sammelt euch und kämpfet, wir werden diese schwarze Brut erschlagen!“
So stürmte er auf die Ausgeburten zu, und die königlichen Soldaten, angespornt durch Beispiel und Befehl ihres Anführers, schlugen mit ihm gemeinsam gegen die teuflische Übermacht.
Doch die Diener der Finsternis zogen sich in den nächtlichen Forst zurück, der sie aufnahm und verschluckte.
„Zögert nicht! verfolgt und vernichtet sie alle! Keiner darf sich uns entziehen.“
Und so stürmten sie hintendrein in die Finsternis.

Das Gemetzel ward furchtbar. Die Soldaten, kaum konnten sie die Hand vor Augen sehen, geschweige denn den Feind erkennen. Das Schnauben und Stöhnen der Wiedergänger war einziger Anhalt der den tapferen Männern die Richtung zum Zuschlagen wies. Doch allzu oft verschätzen die Krieger sich und manch mannhafter Hieb traf nur einen Baum. Worauf die Grabwanderer ihrerseits zuschlugen, denn die Finsternis störte sie mitnichten. So wurde einer nach dem anderen der Königstreuen von den Wiedergängern übermannt und zerrissen. Ebenso die finsteren Mörder hatten ihre Taktik gewandelt. Jene taten ein schreckliches Meuchelwerk, denn die gelb-grünen Wappenröcke der Soldaten zu Eichenhain waren auch im dunklen Walde zu sehen.Er hörte die Schmerz- und Todesschreie seiner Männer, doch genauso blind war er und konnte nichts sehen.
„Weicht zurück, raus aus dem Wald!“
Doch auch er wußte nicht mehr in welcher Richtung der Waldesrand lag. Plötzlich sah er vor sich eine Gestalt, riesig und schwarz mit leuchtenden roten Augen:
„Dein Weg endet hier, Ritter. Der Tod steht nun vor dir.“
Es muß jener besondere Sinn eines geschulten Kriegers gewesen sein, der ihn handeln ließ, denn er riß seinen Sattelbaum nach links und wurde nach rechts gestoßen, als eine schwere Waffe seine, zur Abwehr erhobene, Klinge traf. Funken sprühten beim Aufprall von Stahl auf Stahl und er wurde nach hinten gerissen. Seine Waffe entglitt seiner Hand und wurde fortgeschleudert. Sich aufrappelnd zog er seinen Dolch und blickte seinem Feind entgegen, den er nur als einen Schatten wahrnahm, abgesehen von zwei leuchtenden Augen, die den Anschein hatten wie zwei glühende Kohlen.
Auf einmal wurde der Wald von einer Fackel erhellt. Da stand der finstere Angreifer. Ein Krieger, gehüllt in dunklen Plattenpanzer und einem Helm mit Zier, gleich einer schwarzen Flamme. In der Linken hielt er eine Fackel, die Rechte umschloß einen Kampfhammer aus schwarzem Erz. Besudelt und tropfend vom Blut versprach dieser den baldigen Untergang. Ebenso Rüstung, Hände und Rüststiefel waren mit dem Blut der Soldaten verschmiert.

Die Stimme die aus dem Helm herscholl war kreischend und heiser und triefte von Hass:
„Ein Ritter aus Eichenhain. Mich rätselte schon, wann ihr und eure Rotte mich soweit eingeholt haben würdet, daß ich euch endlich ein Ende setzen kann.“
„Ich fürchte euch nicht. Wenn ihr mich tötet, seid doch gewiß, daß ich euch mitnehmen werde!“
Eine leere Drohung, dessen war er sich gewiß. Ohne Rüstung und nur mit dem Dolche bewaffnet, war er kein Gegner für solch einen Feind. Und eben jenem schien dies auch klar zu sein.
„Sprich ein letztes Gebet zu deinem Lindwurm und tritt ein in die Verdammnis!“

Da war plötzlich noch eine weitere Stimme zu vernehmen, tief, ruhig und rauh:
„Du bist es, der in die Verdammnis eingetreten ist. Deiner Menschlichkeit wardst du beraubt und bist nun das dunkle Werk deiner Herren. Doch freue dich, denn nun bin ich hier um dich zu erlösen. Ich komme um dir Frieden zu bringen.“
Hinter dem Kämpfer der Finsternis trat eine Gestalt aus dem Dunkel des Waldes. Sie verursachte kein Geräusch als sie mit erhobenem Arm, der eine Streitaxt hielt, ausholte und den Kopf vom Rumpf des Verdammten abtrennte.

Damit war der Kampf beendet. Die Untoten erstarrten in der Bewegung und die finsteren Kämpfer flohen als sie dem Tod ihres Anführers gewahr wurden.
Mit ungläubigem Blick beobachtete er die finstere Gestalt wie sie neben dem Enthaupteten niederkniete, um den Körper mit der Totenlitanei des großen Drachen zu segnen.
Der Mann hatte schwarzes Haar, in dem so manche graue Strähnen verlief. Sein Gesicht war rußverschmiert, doch solche Stellen die frei waren, wirkten unwirklich blaß. Die Kleidung die er trug war Wappenrock und Priesterrobe zugleich, obwohl er sich sicher war, daß drunter so manche Lage Rüstzeug versteckt war. Auch Kleidung und Hände waren schwarz und mit Ruß bedeckt, nur hier und da wurde eine Spur von Weiß nicht gänzlich überdeckt. Als der Mann sich erhob, konnte man das Wappen erkennen, welches auf dem Rock aufgebracht war: Auch mit Ruß bedeckt würde er die Umrisse des Symbols der Gemeinschaft des Drachen immer wiedererkennen. Dieser Krieger musste einer der Exarchen sein, von denen in denn alten Legenden berichtet wurde. Ein Seraph der Gemeinschaft, dessen Glaube sein Leben erhalten hatte, als es bei einem normalen Menschen verloschen wäre. Diese Krieger lebten fortan nur noch für den Glauben und für die Aufgabe, die zum Zeitpunkt ihres Todes so sehr ihren Geist gefangen hielt, daß sie sich selbst nicht erlaubt hatten zu sterben.
Der Exarch drehte sich ihm zu und sprach in an:
„Der große Drache sei mit euch, Ritter des Reiches. Liebe, Mut und Wahrheit sollen stets bei euch sein.“ Mit diesen Worten wandte jener sich zum gehen.
„Haltet ein, geheiligter Krieger. Ihr habt mein Leben gerettet. Wer seid ihr und wie kommt ihr hier her?“
„Wer ich einmal war spielt keine Rolle mehr. Meine Suche nähert sich ihrem Ende. Bald kann auch ich in Frieden in die ewige Stadt eingehen. Aber ich muß den anderen schwarzen Flammenritter finden und mein Werk vollenden.“
„Es gibt noch einen zweiten dieser unheiligen Geschöpfe? Dann werde ich mit euch gehen und euch zur Seite stehen.“
„Ihr seid tapfer, Ritter. Doch liegt ihr nicht im Bruderzwist? Wie könnt ihr da Zeit für etwas anderes haben. Ihr alle laßt den Groll gegen euren Nächsten den Blick euch trüben für den wahren Feind. Deshalb schlagen sich Menschen die einander lieben sollten und der Dunkle Feind wird immer mächtiger!“
„Recht habt ihr, doch bringt mich die Sorge um mein Land hier her. Eure Worte schmerzen mich sehr, da sie die reine Wahrheit sind. Doch ich will das Böse bekämpfen und nicht meine Brüder.“
„Es scheint euch ernst damit zu sein. Doch seid gewarnt: dies ist ein einsamer Kampf, ein Kampf ohne Ruhm und Reichtum, noch gibt es Titel zu gewinnen. Ihr müßt eine Decke über Wappen und Rang werfen, eurer Selbst zurücklassen damit es euch nicht im Wege ist. Wer die Finsternis bekämpfen will, muß eins mit der Nacht werden! Ist es euch ernst?“
Als er die Aussprache des Exarchen mit einem Nicken bestätigte, schritt der Ordensmann zu dem gefallen Flammenritter und nahm ihm den schwarzen Mantel ab. Diesen warf er über den Wappenrock des Ritters.
„Die Nacht ist nun eurer Verbündeter. Nehmt dieses Stück Kohle und schwärzt alles an euch.“
Er tat wie ihm geheißen und sie machten sich beide auf den Weg. Er konnte diesen Mann nur bewundern. Seine Ruhe schien unerschütterlich und sein Wille nicht zu brechen. Doch war da auch etwas anderes an ihm, wie ein tiefer Schmerz der so gewaltig war, daß er sich im Körper des gefallenen Templers fest gesetzt hatte.
Sie waren viele Stunden durch den Wald unterwegs. Immer wieder hielt der Exarch inne. Dann holte er jedes mal ein kleines zusammengerolltes Tuch aus der Tasche und schloß die Augen. Nach einem kurzen Moment schritt er weiter, wie ein Mann der nach dem Weg gefragt und befriedigend Antwort erhalten hatte. So strich die Zeit ins Land und er wunderte sich ob es nicht bald Tag werden würde, als der Exarch in Deckung nehmen hieß.
Der Hain war hier sehr zerklüftet, von Felsen und Graten zerschnitten. An einem solchen Überhang standen sie nun und blickten auf eine Rotte von Kultisten der Schwarzen Flamme hinunter. Sechs von ihnen saßen rings um ein Feuer herum, in schwarze Lumpen gehüllt. Auf ihren Gesichtern war Mordlust, Wahnsinn oder Verzweiflung zu lesen, wechselnd von einem Augenblick zum anderen. Einige Schritt abseits standen ein Dutzend lebende Tote, nur ihr schnaufendes Atmen durch zerrissene Kehlen und verfaulte Lungen war von ihnen zu hören. Sonst war nichts zu sehen.
„Er ist nicht hier, könnt ihr euch geirrt haben?“ Unsicher legte er das Schwert ab und wischte den Schweiß von den Händen.
Der Exarch ließ seinen Blick weiter über die Diener des Unheils schweifen, als er antwortete:“ Er ist hier und er wird herauskommen wenn er meiner gewahr wird.“
Während er gesprochen, hatte er das zusammengelegte Tuch hervorgeholt und begonnen es aufzuschlagen. Darin eingehüllt war eine schwarze Tulpe, dem Anscheine nach gerade frisch gepflückt. Er blickte die Blume verwundert an und der Templer erklärte:
„Höre, Ritter und vergiß nie, was du nun vernimmst! Sie war hier. Sie war mit uns. Seraphin ist mit uns in den Kampf gezogen. Eines der großen Übel die dieses Land heimgesucht haben, wurde von den Patriarchen gebannt. Seraphin selbst hat den Kampf angeführt und selbst so ist es uns nur schwer gelungen den Sieg davon zu tragen. Ich war einer der wenigen, die unversehrt aus diesem Kampf hervorgegangen sind. Nicht vermag oder darf ich euch Genaues erzählen, nur so viel: Eingekerkert haben wir eine der Geißeln der Menschheit. Doch zu jedem Kerker gibt es einen Schlüssel. Der Schlüssel selbst ist gut versteckt doch das Wissen um den Schlüssel trägt der Flammenritter bei sich. Ein Bund Schriftrollen ist es, und wenngleich er sich sicher ist, daß sie wichtig sind, bin ich mir sicher, daß er sie noch nicht geöffnet hat. Er und seine Horde haben mich und einige meiner Geschwister überfallen, als wir auf dem Weg zur Starkburg wahren. Dort brachte er die Schriften in seinen Besitz und dort sollte ich den Tod finden. In einem Beet aus Tulpen kämpften wir und unser beider Blut tränkte die Erde. Dort endete mein Leben, doch ich darf nicht sterben, bevor die Schriftrollen nicht in Sicherheit oder vernichtet sind. Als ich die Augen wieder aufschlug, waren sie fort und eine der Blumen war unversehrt geblieben. Sie hatte unser beider Blut aufgesogen und war dadurch schwarz geworden. So begann meine Queste und mein Feldzug gegen die Finsternis.“
„So wurdet ihr zu einem Krieger der Nacht.“
„Ja, wenn ihr so wollt. Doch nun ist es Zeit ein Ende zu machen.“ Nun blickte der Exarch ihn an.
„Ritter, für diese sechs armen Schattenknechte gibt es nichts mehr was wir tun können, außer ihr Leiden zu beenden. Werdet ihr alleine mit ihnen fertig. Ich schicke die gequälten Seelen wieder zur Ruhe. Sobald der Flammenritter die Macht des Drachen spürt, wird er sich zeigen.““Ich werde tun, wie ihr mir geheißen, verlaßt euch auf mich.“
„Denkt daran, der Flammenritter ist kein Gegner für euch, ihr könnt ihn nicht besiegen. Dies ist mein Kampf. Möge der Große Drache schützend seine Schwingen über euch ausbreiten und Seraphin euren Schwertarm führen. Wir werden uns wiedersehen, wenn nicht hier, dann an den Toren der Ewigen Stadt.“
„Kämpft gut, heiliger Mann, und findet euren Frieden.“
Ein winziges Lächeln umspielte für eine Sekunde die Lippen des Templers und ward sofort wieder verschwunden. Grimmige Entschlossenheit war in die Männer gefahren und bereit für was immer da nun kommen möge trennten sie sich und begannen ihr Blutgericht.
„Schwert und Schild von Eichenhain!“ Mit solch Schlachtruf warf er sich auf die am Feuer kauernden Schergen, die viel zu überrascht waren, um ernsthafte Gegenwehr zu leisten. Der Sattelbaum hieb auf und ab und ließ mit jedem Streich einen Schreckensdiener zertrümmert zurück.
Der Exarch schritt zwischen die lebenden Leichen, die Axt in der Schlaufe, die Hände wie zum Gebet erhoben:
„Hört mich meine Freunde, seid nicht länger Knechte der Finsternis. Sie hat nicht länger Macht mehr über euch, denn eure Seelen sind frei. Kehrt ein in die Ewige Stadt, denn ich bin hier um euch Frieden zu bringen.“
Auf den entstellten Angesichtern war keine Regung zu erkennen und doch wirkten sie plötzlich nicht länger bedrohlich. Sie legten sich nieder, wie zum Schlafe, schlossen die Augen um sie nie wieder aufzutun. Und vor seinen Augen zerfielen die Körper zu Staub.
Wie prophezeit tauchte in jenem Moment der Flammenritter auf. Mit schnellen Schritten stürmte er aus der Dunkelheit heran, schrecklich anzusehen, mit dornenbewehrtem Schild und gezacktem Flegel.
Als die Beiden sich trafen, war es wie ein Aufbranden der Welle gegen die Klippen. Wie zwei Felsen die gegeneinander krachten. Keine zwei Ritter im härtesten Tjost, kämen solcher Wucht gleich. Licht und Finsternis treffen aufeinander in uralter Fehde; so standen diese Beiden für jene Schlacht, welche seit dem Anbeginn der Zeiten tobt und toben wird bis in alle Ewigkeit. Beide Krieger in Schwarz gehüllt; so schien dennoch der eine das Licht zu verschlucken und der andere es zu verstrahlen. So drehten Dunkel und Hell sich im tödlichen Tanz und Stahl wob die Melodie des Anderen Untergangs. Wie gebannt blickte er auf das Klingengewitter; gespannt, welcher der zwei obsigen würde. Gleichwohl war er sich stetig bewußt, daß, würde der Abscheuliche den Sieg davon tragen, damit auch sein eigenes Schicksal besiegelt wäre.

Und als sei der Blitz eingefahren, stoppte der grausige Zweikampf. So standen sie sich gegenüber, wie erstarrt, und blickten einander in die Augen. Da wurde ihm gewahr, was geschehen: Die Streitaxt des Exarchen ward in den Flammenritter eingeschlagen und von der Schulter bis zum Bauche vorgedrungen. Doch im selben Moment hatte jener sein Dornenschild in die Brust des Templers getrieben.
Der Augenblick, bis Beide danieder sanken, schien viele Jahre zu dauern. Noch bevor des Exarchen Haar den Boden berührte, war er bei ihm und löste die tödliche Umarmung. Er bettete den Kopf des heiligen Streiters in seinem Arm, als dieser leicht die Augen auftat und ihm engegen sprach:
„Frieden, endlich kann ich Frieden finden. Ich danke euch, Freund, den ich in der Dunkelheit traf. Doch es ist noch so viel mehr zu tun. So viel Böses, das in den Schatten lauert. Die Menschen brauchen euren Schutz. Laßt ab vom Brudermord und schützt euer Volk.“
„Ich werde es tun. Den Weg den ihr mir gezeigt, will ich weitergehen.“
„Ich danke euch Ritter aus der Nacht.“ Dann wanderte sein Blick in die Ferne: „.. kann sie sehen,….. sehe das letzte Tor und dahinter die ewige Stadt…..“ Und während er sprach wurden sein Angesicht weich, der Schmerz schien aus ihm zu weichen und er schloß lächelnd seine Augen.

Der Ritter schlug Holz und baute ein Totenfeuer. Als der Tagstern im Mittag des nächsten Tages stand ward nur noch Asche übrieggeblieben. Auf diese Asche bettete der Ritter sein Schwert nieder und Gürtete sich die Streitaxt des Exarchen an den Waffengurt. Dann kiete er nieder, legt die Tulpe auf das Heft der Klinge und sprach: „ Ich schwöre einen heiligen Eid und will von diesem Tage an meinem Land, König und Volk dienen in dem ich es des Nachst beschütze. Ich werde eine Decke über Wappen und Rang werfen und mein Selbst zurücklassen damit es mir nicht im Wege ist. Ich will die Finsternis bekämpfen, so muss ich eins mit der Nacht werden. Ich werde ein Ritter aus der Nacht sein damit jeder der Tugendhaft ist des Nachst sicher sein kann. Das schwöre ich, Eric von Leutern bei allem was mir heilig ist.“